Burnout bei Jugendlichen
24/02/18 10:35
BURNOUT - BEI JUGENDLICHEN
„Burnout“ nennt sich der Zustand einer stark ausgeprägten emotionalen Erschöpfung.
Die Patienten zeigen sich gewöhnlich sehr engagiert für ihre beruflichen Ziele, vergessen dabei auf Pausen, Freizeitgestaltung und ausreichenden Schlaf. Kontakte mit Freunden werden vermieden, das Streben nach Erfolg bei gleichzeitig unsicherem Selbstwertgefühl steht im Vordergrund.
Mein Leitspruch aber lautet: das burnout beginnt nicht im Beruf sondern zu hause. Die Grundlage ist immer eine große Unsicherheit. Habe ich einen Wert? Werde ich auch wirklich geliebt von meinem Partner, meinen Freunden? Meinen Eltern? Oder muss ich meinen Wert nicht doch erst einmal durch herausragende Leistungen beweisen?
Diese Fragen schlummern unbewusst, bestimmen aber stark das Handeln. Da kann man sich schon mal als Jugendlicher hinter den Büchern und dem Computer vergraben, um einen eigenen Stellenwert zu finden.
So weit - so gut. Wenn diese Haltung aber einseitig wird, Einladungen zu Parties mit Freunden nicht wahr genommen werden, zu viel Sport zum Ausgleich betrieben wird, aufmerksame Bemerkungen von Freunden in den Wind geschlagen werden, die schulischen Interessen sehr einseitig verfolgt werden - kann sich auch bei Jugendlichen eine burnout-Symptomatik entwickeln. Auch Jugendliche können dann Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen oder gehäufte körperliche Beschwerden bekommen, die eine normale Beteiligung am Alltagsleben behindern.
Wenn die Situation kippt, interessiert gar nichts mehr, die idealistisch angestrebten Ziele scheinen unerreichbar, verursachen nur mehr Frust und werden dann auch nicht mehr verfolgt. Alles herum erscheint düster. Keine Rechnung geht auf. Die Misserfolge werden nicht verkraftet, was wer anderer noch als Herausforderung erfährt, wird hier als unüberwindbare Barriere erlebt. Eine erfolgreiche Lösung der Probleme kann nicht mehr gefunden werden. Gut gemeinte Ratschläge der Eltern oder Freunde können nicht mehr integriert werden.
Aus meiner Praxiserfahrung sind oft Menschen betroffen - und eben auch Jugendliche - die eine große und fähige Sensibilität aufweisen, deren sie sich zu wenig bewusst sind. Ihre großen Fähigkeiten passen oft nicht in unser gesellschaftliches Bild. Dort hat ihre spezielle Fähigkeit nicht unbedingt einen großen Wert wie z.B. bei helfenden Berufen, in der Ausbildung von Kindern tätige Menschen, in der Wirtschaft tätige Personen, die Veränderung wollen. Mehr wollen und sich dabei ganz alleine fühlen. Anerkennung wollen für etwas in unserer Welt, das die Gesellschaft noch nicht als Wert begriffen hat.
Ich fühle mich immer wieder beschämt für so viel Ignoranz, die meinen Patienten mit der sogenannten „burnout“-Diagnostik widerfährt. Es sind Idealisten in einer völlig materialistischen Welt. Es sind Feinfühlige in einer großen fremden Welt. Ihre Qualitäten werden nicht anerkannt, als hätte sich die ganze Gesellschaft gegen sie verschworen.
In unserer raschlebigen und auf Erfolgen ausgerichteten Gesellschaft kommt es daher immer häufiger zu dieser emotionalen Erschöpfung. Die Seele, die man ja nicht sehen kann, wird in einer auf Sichtbares konzentrierten Gesellschaft sehr oft übersehen, verletzt und misshandelt.
Wenn die Seele besonders viel Aufmerksamkeit braucht, also in der Pubertät, beim Berufseinstieg, bei großen Veränderungen im Leben - beruflich wie persönlich - wird sie oft alleine gelassen. Eltern haben nicht die Zeit, Lehrer haben eine andere Berufsaufgabe, Chefs träumen von Erfolgen, ohne zu wissen, was dazu beiträgt.
Aus meiner therapeutischen Erfahrung:
Wenn alle zusammen helfen, kann der jugendliche Patient seine falsche Gleisstellung eher erkennen. Ein deutlichen NEIN oder HALT können helfen. Denn vor einer professionellen Hilfe - die Jugendliche in der Pubertät gerne dankend ablehnen, sind sie doch von eben dieser Gesellschaft, die ihnen jetzt helfen möchte, ohnedies verunsichert - stehen die Familie und die Freunde. Diese bemerken auch die ungünstige Veränderung als erstes.
Die therapeutiche Begegnung ist am wirksamsten, wenn der/die Jugendliche spürt, dass jetzt endlich jemand ihre Probleme begreift. Das fällt den Eltern oft schwer, weil wir als Eltern doch immer nur „das beste“ für unsere Kinder wollen, aber oft ohne zu wissen, was es eigentlich ist. Als Eltern sind wir selber in unseren Unzulänglichkeiten gefangen und können dann nicht über den Tellerrand schauen. Wenn ich versuche, die Problematik genau zu verstehen, hat mein Patient erst die Möglichkeit, selber sich zu begreifen. Das ist oft ein längerer Prozess, den auch die Krankenkassen finanziell unterstützen. Je früher Jugendliche bei diesem Prozess eine professionelle Unterstützung annehmen, desto größer ist die Chance, auch im späteren Leben sich selber zu verwirklichen und nicht an vermeintlichen gesellschaftlichen Anforderungen zu zerbrechen.
„Burnout“ nennt sich der Zustand einer stark ausgeprägten emotionalen Erschöpfung.
Die Patienten zeigen sich gewöhnlich sehr engagiert für ihre beruflichen Ziele, vergessen dabei auf Pausen, Freizeitgestaltung und ausreichenden Schlaf. Kontakte mit Freunden werden vermieden, das Streben nach Erfolg bei gleichzeitig unsicherem Selbstwertgefühl steht im Vordergrund.
Mein Leitspruch aber lautet: das burnout beginnt nicht im Beruf sondern zu hause. Die Grundlage ist immer eine große Unsicherheit. Habe ich einen Wert? Werde ich auch wirklich geliebt von meinem Partner, meinen Freunden? Meinen Eltern? Oder muss ich meinen Wert nicht doch erst einmal durch herausragende Leistungen beweisen?
Diese Fragen schlummern unbewusst, bestimmen aber stark das Handeln. Da kann man sich schon mal als Jugendlicher hinter den Büchern und dem Computer vergraben, um einen eigenen Stellenwert zu finden.
So weit - so gut. Wenn diese Haltung aber einseitig wird, Einladungen zu Parties mit Freunden nicht wahr genommen werden, zu viel Sport zum Ausgleich betrieben wird, aufmerksame Bemerkungen von Freunden in den Wind geschlagen werden, die schulischen Interessen sehr einseitig verfolgt werden - kann sich auch bei Jugendlichen eine burnout-Symptomatik entwickeln. Auch Jugendliche können dann Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen oder gehäufte körperliche Beschwerden bekommen, die eine normale Beteiligung am Alltagsleben behindern.
Wenn die Situation kippt, interessiert gar nichts mehr, die idealistisch angestrebten Ziele scheinen unerreichbar, verursachen nur mehr Frust und werden dann auch nicht mehr verfolgt. Alles herum erscheint düster. Keine Rechnung geht auf. Die Misserfolge werden nicht verkraftet, was wer anderer noch als Herausforderung erfährt, wird hier als unüberwindbare Barriere erlebt. Eine erfolgreiche Lösung der Probleme kann nicht mehr gefunden werden. Gut gemeinte Ratschläge der Eltern oder Freunde können nicht mehr integriert werden.
Aus meiner Praxiserfahrung sind oft Menschen betroffen - und eben auch Jugendliche - die eine große und fähige Sensibilität aufweisen, deren sie sich zu wenig bewusst sind. Ihre großen Fähigkeiten passen oft nicht in unser gesellschaftliches Bild. Dort hat ihre spezielle Fähigkeit nicht unbedingt einen großen Wert wie z.B. bei helfenden Berufen, in der Ausbildung von Kindern tätige Menschen, in der Wirtschaft tätige Personen, die Veränderung wollen. Mehr wollen und sich dabei ganz alleine fühlen. Anerkennung wollen für etwas in unserer Welt, das die Gesellschaft noch nicht als Wert begriffen hat.
Ich fühle mich immer wieder beschämt für so viel Ignoranz, die meinen Patienten mit der sogenannten „burnout“-Diagnostik widerfährt. Es sind Idealisten in einer völlig materialistischen Welt. Es sind Feinfühlige in einer großen fremden Welt. Ihre Qualitäten werden nicht anerkannt, als hätte sich die ganze Gesellschaft gegen sie verschworen.
In unserer raschlebigen und auf Erfolgen ausgerichteten Gesellschaft kommt es daher immer häufiger zu dieser emotionalen Erschöpfung. Die Seele, die man ja nicht sehen kann, wird in einer auf Sichtbares konzentrierten Gesellschaft sehr oft übersehen, verletzt und misshandelt.
Wenn die Seele besonders viel Aufmerksamkeit braucht, also in der Pubertät, beim Berufseinstieg, bei großen Veränderungen im Leben - beruflich wie persönlich - wird sie oft alleine gelassen. Eltern haben nicht die Zeit, Lehrer haben eine andere Berufsaufgabe, Chefs träumen von Erfolgen, ohne zu wissen, was dazu beiträgt.
Aus meiner therapeutischen Erfahrung:
Wenn alle zusammen helfen, kann der jugendliche Patient seine falsche Gleisstellung eher erkennen. Ein deutlichen NEIN oder HALT können helfen. Denn vor einer professionellen Hilfe - die Jugendliche in der Pubertät gerne dankend ablehnen, sind sie doch von eben dieser Gesellschaft, die ihnen jetzt helfen möchte, ohnedies verunsichert - stehen die Familie und die Freunde. Diese bemerken auch die ungünstige Veränderung als erstes.
Die therapeutiche Begegnung ist am wirksamsten, wenn der/die Jugendliche spürt, dass jetzt endlich jemand ihre Probleme begreift. Das fällt den Eltern oft schwer, weil wir als Eltern doch immer nur „das beste“ für unsere Kinder wollen, aber oft ohne zu wissen, was es eigentlich ist. Als Eltern sind wir selber in unseren Unzulänglichkeiten gefangen und können dann nicht über den Tellerrand schauen. Wenn ich versuche, die Problematik genau zu verstehen, hat mein Patient erst die Möglichkeit, selber sich zu begreifen. Das ist oft ein längerer Prozess, den auch die Krankenkassen finanziell unterstützen. Je früher Jugendliche bei diesem Prozess eine professionelle Unterstützung annehmen, desto größer ist die Chance, auch im späteren Leben sich selber zu verwirklichen und nicht an vermeintlichen gesellschaftlichen Anforderungen zu zerbrechen.